traumlese

Gedichte von Eckhard Erxleben

96 S.   ISBN 978- 3-920591-69-8

€ 8,--  /  SFr 15,-
 

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Wie der Winzer den Wein liest, so lassen sich Träume lesend ernten. Wie die Worte des Lyrikers können auch sie in Wellen daherkommen und, rhythmisch schön der (Traum-) Deutung harren:
"in solchen nächten / silberblau verzaubert / schwimmen fische / durch die bäume..."
 

   weinlese

    der wein
    prangt blau am
    bleichen horizont
    voll von der
    glut des sommers
    sonnentoll vor
    aufgestauter lust
    doch immer wieder
    traubenblaue
    schwermut
    sehnsucht
    ungelöscht
    wer davon trinkt
    ist trunken dann
    vor liebe daß
    er fast
    vergehen möcht
 

Nach "Baumwörter blau verschleiert" (1999) legt der Osterburger Schriftsteller Eckhard Erxleben mit "traumlese" seinen zweiten Band mit naturlyrischen Gedichten vor. Er enthält Lyrik, in der von Licht und Dämmerung, von der Liebe und vom Freisein geträumt wird.
 
 

    nachtwiesen

   auf schwarzem hengst
   das braune mädchen
   und längst im haar
   eine graue strähne
   die augen aber
   glühen noch
   die hände halten
   die wippende mähne
   nackt pressen
   die schenkel
   das dampfende fell
   lustdurchschauert
   und welle auf welle
   im wiegenden galopp
   sehnen die körper
   daß es dauert
 

bärentreue

vom bärtgen zigeuner
braun wie er
auf glühenden kohlen
bei blasmusik
lernt der tanzbär
das tanzen
mit nasenring
und tanzt und tapst
mit zottigem fell
einen schnaps als belohnung
und trampelt im kreis
und dreht sich
und dreht
bis in taumelnder nacht
der trunkne zigeuner
ihn freiläßt im rausch
doch er läuft
nicht fort
zottelt herum
und stampft und stapft
die musik schweigt längst
torkelt und brummt
tapst weiter im kreis
tanzt runde um runde
mit stumpfem fell
sucht schnuppernd
das eisen
mit entstellter nase
sucht er
seinen herrn
 


 

Erxlebens Lyrik thematisiert aber nicht nur die Grenzen von Traum und Realität, sondern auch diejenigen der Zeit ("zeitränder"), der Sprache ("wortufer") und des Ortes ("anderswo"), letzteres etwa in einer Strophe des Gedichtes "berlin":

   ...wie immer
   höre ich
   soll es hier sein
   wie immer
   höre ich
   das gras wachsen
 

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