Strandung
Gedichte und
andere Kurztexte
mit Bildern
von Bernd Svetnik
112 S., 8 Abb., Hardcover,
ISBN 978-3-920591-65-0
€ 16,-
Bestelladresse: neues-literaturkontor@t-online.de
stigmatisierung
um dich selbst
nicht
als verletzend
zu entlarven
bezeichnest du
den empfindsamen
als mimose
Knapp, pointiert, recht lakonisch - so
kennt man die Gedichte von Gerard Kanduth. In seinem neuen Buch geht der Autor
einen Schritt weiter. Neben Gedichten liegen nun auch wunderbar dichte
Prosa-Stücke vor. Ernst, wehmütig, aber zuweilen auch heiter bis satirisch
kreist seine Sammlung um das Thema Strandung im weitesten Sinne.
Venezianische Impressionen
I
Als sie bei der festa del redentore vom Meer aus das Feuerwerk betrachteten, brach auf ihrem Boot selbst ein Feuer und unter den Passagieren Panik aus. Acht wurden verletzt.
Die Acht
wollen das nächste Mal mehr Acht geben.
II
Am Montag, dem 16. Juli kollidierte bei der Station San Zaccaria ein vaporetto mit einer Gondel. Der Geistesgegenwart des gondoliere war es zu verdanken, dass die drei Japaner an Bord nicht baden gehen mußten.
Er ruderte
sie mit kräftigen Zügen ins Seichte und an Land.
III
Etwas später, vielleicht.
Donna Leon, an der Wand eines besonders schmalen Durchgangs lehnend, diskret beobachtend, Material sammelnd, plötzlich, ein Taubenschiss auf den neuen Notizblock.
Um ganz sicher zu gehen, reißt sie auch die nächsten beiden Seiten heraus.
Für heute
keine Inspiration mehr.
Das Scheitern, Versagen und Verfehlen,
aber auch die Diskrepanz zwischen Wollen und Können, die natürlichen Wechsel im
Leben und die Erfahrung der Endlichkeit - all diese Varianten von Strandung
nahm Kanduth sich zum Thema . Und, so der Autor, je nach Perspektive kann
eine solche Strandung tragisch oder komisch wirken.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Künstler
Bernd Svetnik, der dieses Werk mit Fotos seiner Bilder und Drucke ergänzte, ist
hier ein bibliophiles Buch entstanden, das bei aller Vielfalt durch seine
Homogenität überzeugt.
Die Parabel vom Affen
Ein alternder Zirkusartist hielt einen kleinen Affen, der sprechen und tanzen konnte.
Und er verkaufte Karten an jeden, der den kleinen Affen sprechen hören oder tanzen sehen wollte.
Wegen der geringen Nachfrage beschloss er, seinen Affen frei zu lassen.
Sollten
Sie irgendwann auf einen frei laufenden, kleinen Affen stoßen, dann bedenken Sie,
dass er vielleicht sprechen und tanzen kann.
Zum Autor:
Gerard Kanduth, geboren 1958, aufgewachsen in Kötschach im Gailtal, Jusstudium in Wien, seit 1987 Richter in Klagenfurt. Mitglied der IG Autorinnen/Autoren und im Vorstand des Kärntner Schriftstellerverbandes.
Neben Buchveröffentlichungen etliche Prosa-
und Lyrikbeiträge, unter anderem für Literaturzeitschriften und Anthologien.
Erhielt für seine literarische Tätigkeit mehrere Förderungen und
Arbeitsstipendien; Bibliographie: ENTSPRECHUNGEN, Gedichte und Bilder,
1999, Wien; PERSPEKTIVEN - Texte und Bilder, FIDIBUS, Heft 3/1999,
Klagenfurt, mit Vorwort von Alois Brandstetter; DER WAL AUF DER
FESTPLATTE, Gedichte, 2000, Bielefeld/Münster.
scheußlich
so ein
elend
nein so
ein
elend
immer
wenn ich
so ein elend
seh
schau ich
lieber
weg
Schon bald nach seinem Erscheinen hat die "Strandung" bemerkenswerte Rezensionen erhalten. So schreibt in Heft 01/02 der Zeitschrift "Lesezeichen" (Innsbruck) der Kritiker Helmuth Schönauer:
"VERTIKAL und HORIZONTAL geben Vernetzungsrichtlinien vor, die einzelnen Partikel können tatsächlich wie ein Kreuzworträtsel gelöst werden, die Botschaft besteht nicht nur aus semantischen Verknotungen,aondern aus dem Koordinatensystem generell.
Die beinahe zu Epigrammen zusammengeschliffene Lyrik hat zwischendurch etwas Straffes... An anderer Stelle schlägt das Bonmothafte einer sogenannten Volksweisheit durch... Und eine dritte Nuance könnte man mit Spruchweisheit bezeichnen...
Die Prosa-Texte sind einerseits verdichtete Reiseeindrücke..., andererseits meditative Umkreisungen von Alltagserlebnissen, die plötzlich eine neue Dimension entwickeln...
Eine Besonderheit stellen die prosaischen Litaneien dar, worin ganz im Sound der Liturgie Sätze zu einem neuen Sinn zusammengehauen werden, wie etwa der Steinmetz eine Inschrift aus dem Stein haut.
Bernd Svetniks Bilder sind ein wesentlicher Bestandteil im Konzept der Strandung... Auch hier stand zunächst ein riesiger Fundus in Gestalt von Bild-Fotografien zur Verfügung, aus dem dann der Autor wie in einem Setzkasten von Gemälden, Grafiken und Drucken die entsprechenden Strandungs-Bilder ausgewählt hat."
KANDUTH: Der Wal auf der Festplatte
Lyrik im Neuen Literaturkontor HOME
Neues Literaturkontor