Turiner Tagebuch
Eine Liebeserklärung an Italien
von
Heinz Vasterling
176 S. ISBN
978-3-920591-49-0 € 9,50
Bestelladresse: neues-literaturkontor@t-online.de
Mit vorzüglichem Blick fürs Detail beschreibt
der Autor, jahrelang Dozent am Goethe-Institut in Turin, die Stadt und ihre
Menschen, aber auch Fahrten ins Aostatal, nach
Venedig, Genua, Rom.
In Vasterlings Prosa und Lyrik verbinden sich diffiziler Humor
und zuweilen liebevoller Spott mit einer gewissen Bewunderung des Italienischen
und dem Blick für das Leichte und Schöne - ob er nun vom System der
schlitzohrigen Bettler oder von einem 'in aller Stille' beigesetzten
Artilleriegeneral erzählt, von einem wundersamen, in der Metzgerei lächelnden
Rindskopf, einem überwältigend schönen Schloßhof aus
dem 16. Jahrhundert oder von dem Tunnel, der Turin mit Rom verbindet...
Leseprobe:
Wenn
man zum ersten Mal nach Turin kommt, sieht es so aus, als ob die Italiener das
kriegerischste Volk auf dieser Erde wären - auf jedem Platz, an jeder Straßenecke
bleibt man zuerst erstaunt, später belustigt vor einem Denkmal stehen, dessen
martialische Gestalten drohend nach vorn streben. Sei es ein einzelner
Held, wie zum Beispiel der im Laufschritt festgehaltene Erfinder der Bersaglieri, oder eine dramatisch gestellte Gruppe - immer
ist das Monument ebenso naturalistisch wie pathetisch. So schreit auf der piazza Solferino das sichtbar von
einer Kugel in die Brust getroffene Pferd so entsetzlich, daß
es fast hörbar wird, während der kühne Spitzbart darauf ebenso lässig wie
majestätisch heruntergleitet und weiter mit sieggewohntem Säbel nach vorn
deutet. Und wenn man auf der via Roma den bunten Strom der Passanten an sich
vorübergleiten läßt, stellt man erheitert fest, daß diese Denkmäler nichts anderes sind als die zur Pose
erstarrte Turiner Mentalität.
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