Das Leben und nichts anderes birgt die Themen, die Babette Havers in ihrer Lyrik verdichtet. Der Leser erfährt immer wieder die Unmöglichkeit, all die Möglichkeiten des Lebens wahrnehmen zu können, sich mit seinen Widersprüchlichkeiten zu arrangieren. “In jeder Zelle lebt dicht an dicht / der Zorn / vermählt mit ungehaltenem Lachen.”

Dabei zeichnen sich Havers’ Gedichte durch kräftige und auch zarte, laute und auch leise Bilder aus - ohne jedoch gefällig-verklärt und geschmeidig zu sein. “Schütte den Ozean in eine Tasse / ich werde mit einem Schluck / lade den Berg da vorne in mein Gepäck / ich habe noch Platz / und vergiß die Seile, ich bin ein Vogel.”

Die vorliegende kleine Anthologie der lyrischen Arbeiten von Babette Havers belegt, wie intensiv sich die Sprechwissenschaftlerin und Sprecherzieherin mit dem geschriebenen und dem gesprochenen Wort auseinandersetzt.

Leseprobe:

Schütte den Ozean

oder

Vom Großwerden

Schütte den Ozean in eine Tasse,

ich werde mit einem Schluck,

lade den Berg da vorne in mein Gepäck,

ich habe noch Platz,

und vergiß die Seile, ich bin ein Vogel

Kannst du das Licht im Flur,

alle anderen haben, sind und ich

verrücke den Schrank nicht,

laß die Lampe brennen und sag mir Gute Nacht,

wenn ich nicht schlafen kann,

wiege meine Seile,

halte mein Gepäck,

ich bin dein Vogel, in einem Schluck

Erwartung

Erwarte, daß

tief unter Sommerbüschen

ewige Kröten atmen.

Daß Himbeeren ihr Rot perlen,

dicht und warm

zwischen Kletter - und Nesselpflanzen.

So es ist,

berührt es mein Herz mit Wehmut,

denn so bricht kein Wunder seinen Pfad,

es fängt sich

in Schlingen und im Gewühl

des schon Geahnten

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