Angelica Seithe
Über der
strömenden Zeit
ISBN
978-3-920591-93-3
€
10,00
Angelica
Seithe schreibt Gedichte in freien Versen - Lyrik, die häufig
von einer sensiblen Beobachtung der Natur und vom Leben mit den Jahreszeiten
ausgeht.
“Heute morgen / legt sich das Frühlingslicht
/ rosenfingrig / auf verschneite Dächer
// Odysseus, die schwarze Krähe
/ als Bettler verkleidet / pickt an die Gaube // Schnee bis ans Herz”
Auch in dem hier vorgelegten Band
gelingt es der Autorin, sowohl in klassischer Weise Naturhaftes und Gefühltes
zu assoziieren, als auch überraschende
Bilder zu zeichnen und eigenwillige Verknüpfungen
zu schaffen:
Der
Ausflugsdampfer
–
wie eine Ruine
durchbrochene
Fenster auf drei Etagen –
fährt
davon
über
den glatt geschwiegenen See
Die
dunstige Weite verstummt
Ein
Segelboot gleitet
zieht
mit langsamer Feder
die
Linie nach
zwischen
Himmel und Erde
Wir,
auf der Wiese
im
Halbmond weißer Blumen
sprechen
es noch nicht aus
Der
Titel “Über der strömenden
Zeit” entstammt dem Gedicht “An
die Bachmann”:
Ich ginge wohl gerne im Winter
nach Rom
wo niemand mich kennt
in die Bäume am Fluss
die Flügel aufstellen
die grünen, blau glänzenden
Zu segeln durch die lauen Nebel
der Stadt
Zur Nacht komme ich heim,
in den Fängen das weiße
Fleisch meiner Freundin
Grund, meiner Lippen
Wege sind tief bis ins Holz
und selten verschneit
Ich ginge zum Fluss, meine Beute
zu waschen, zu lesen, auf Steinen
zu stehen über der strömenden Zeit
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