Das Schweigen der Blätter

Gedichte von Fritz Deppert

112 S.   ISBN  978-3-9815731-0-7

€ 10,00

Bestelladresse: neues-literaturkontor@t-online.de

 

Dreizehn Jahre nach seinem letzten Gedichtband „Regenbögen zum Hausgebrauch“ im Neuen Literaturkontor führt Fritz Deppert hier mit überzeugender Souveränität seine großen Lebensthemen noch einmal zusammen.

Dem Jahreszyklus folgend, reflektiert er im ersten Teil das Erwachen, Leben und Vergehen der Natur – stets verbunden mit Selbstaussagen des miterlebenden Dichters.

In erfreulich unprätentiösem Stil und mit bewußt sich wiederholenden Metaphern transponiert Deppert seine Gedanken in Lyrik, er lehnt sich auf, resigniert, genießt und zweifelt erneut. So entsteht ein poetischer Reigen sowohl der inneren als auch der äußeren Welt - einer Welt, deren Unvollkommenheiten im zweiten Teil des Ban­des in die Resignation treiben könnten. Dennoch ist da auch „die Lust am eigenen Dasein / vor dem allmählichen Verschwinden“.

Fritz Deppert ist seit 1979 Juror des Lyrik- Wettbewerbs „Literarischer März“, Mitglied des PEN und Ehrenpräsident der „Kogge“.

 

Sperrmüllnacht

 

Die Toten hocken

in den altgewohnten Sesseln und

beäugen die Lichter in den Häusern,

bis ihre Nachkommen sie löschen.

Dann steigen sie fensterein und

beschweren deren Träume.

Als es tagt, kehren sie zurück

mit einem Seufzen wie Wind,

der sich in Gehölzen auflöst.

Kurze Zeit später zermalmen die

Eisenzähne der städtischen Müllfahr-

zeuge die Möbelstücke mitsamt

den eingesessenen Erinnerungen.

Im Haus schellen die Wecker und

mahnen an die Zeit der Trauerfeiern.

 

 

Nebel-ich

 

Nebeltropfen waschen die Augen frei.

Überfällige Blicke nach innen:

In der Kühlung lösen sich

Verstellungen und Zwänge und

enthüllen Bilder, Wörter, Töne;

die Speicher sind randvoll, sie

drücken gegen die Schädeldecke.

Ich gehe auf die Suche nach mir selbst

und finde Vages in Fülle.

Unschärfen außen und innen

drängen Pedanterie und Zahlenwerke

an die Peripherien. Unlesbar werden

Alter, Jahrestage und Lebenschronik.

Wüßte ich zu benennen, was ich vorfand,

es verflüchtigte sich, bevor es

auf die Zunge vordränge, und verfiele

den gespeicherten Statistiken.

Also lege ich Gedächtnis und Wissen in

mein Schweigen ab und werde

für die Ewigkeiten von Sekunden

der, der ich sein möchte.

 

 

 

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